Quelle: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft. Stand: 30.06.2016 (
Rohdaten oder
Rohdaten)
Die Toiletten stinken, Wasser tropft von der Decke,
der Putz bröckelt von der Wand.
Vielen Schulgebäuden sieht man ihren schlechten Zustand bereits von außen an.
Bereits vor Jahren kam die Frage auf, wie teuer es wäre, die Schäden bei den Schulen zu beheben.
Die erste Auswertung vor vier Jahren bezifferte den Sanierungsstau für alle öffentlichen Schulen in Berlin auf 863 Millionen Euro.
Zwei Jahre später wurde die Zahl auf
1,9 Milliarden Euro erhöht.
Und in diesem Sommer wurde die neueste Zahl präsentiert:
4,9 Milliarden Euro braucht Berlin für die Sanierung seiner Schulen.
Beim aktuellen Gebäudescan wurde - im Gegensatz zu den vorherigen Erhebungen - ein einheitlicher Fragebogen von den Bezirken ausgefüllt.
Mit diesem soll es nun erstmals möglich sein, berlinweit vergleichbare Zahlen für die Schulen zu bekommen.
Der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft liegt für jedes Schul- und Sportgebäude in Berlin detailliertes Zahlenmaterial über dessen baulichen Zustand vor.
Aktuell werden die Daten zusammengeführt und so aufbereitet, dass sie auch zwischen den Bezirken vergleichbar sind.
Es ist davon auszugehen, dass bei der Präsentation der endgültigen Zahlen noch Unterschiede auftreten werden.
Der Sanierungsstau pro Bezirk
Bezirk | Kosten |
Tempelhof-Schöneberg | 557 Mio. Euro |
Steglitz-Zehlendorf | 457 Mio. Euro |
Neukölln | 452 Mio. Euro |
Pankow | 427 Mio. Euro |
Reinickendorf | 409 Mio. Euro |
Charlottenburg-Wilmersdorf | 368 Mio. Euro |
Friedrichshain-Kreuzberg | 357 Mio. Euro |
berufliche Schulen | 336 Mio. Euro |
Mitte | 334 Mio. Euro |
Lichtenberg | 328 Mio. Euro |
Spandau | 306 Mio. Euro |
Marzahn-Hellersdorf | 298 Mio. Euro |
Treptow-Köpenick | 285 Mio. Euro |
Für den baulichen Unterhalt der Schulen sind die einzelnen Bezirke zuständig, bei Berufsschulen hingegen das Land Berlin.
Wie setzen sich die etwa 5 Milliarden Euro zusammen?
Anhand der vorläufigen Zahlen aus Lichtenberg (
auf der Karte ansehen) wird dies deutlich:
In diesem Bezirk wird gut ein Drittel (117 Millionen Euro) zur Sanierung der Räume in den Schulgebäuden benötigt;
etwa ein Viertel der Kosten (79 Millionen Euro) fällt für die Sporthallen an.
Etwa 15 Prozent (50 Millionen Euro) müssen in die Schulhöfe und Sportanlagen gesteckt werden, weitere 11 Prozent (38 Millionen Euro) in die Barrierefreiheit.
Damit die Inklusion, also die gemeinsame Beschulung aller Schüler mit und ohne Behinderung, klappt, müssen etwa 100 Rampen neu- und etwa ebenso viele Eingangsbereiche umgebaut werden.
Dazu kommen diverse Aufzüge und 313 barrierefrei gestaltete Toiletten.
Die teuersten Lichtenberger...
Die übrigen Bereiche von Fassade, Fenster und Dach bis hin zu den sanitären Einrichtungen tauchen beim Gebäudescan mit Werten zwischen 1 und 4 Prozent auf.
Für die Sanierung der Sanitäranlagen sind z.B. nur 6,8 Millionen Euro vorgesehen (2 Prozent).
Einer der Gründe ist, dass in den letzten 25 Jahren alle Toilettenbereiche bereits einmal saniert und die Rohre ausgewechselt wurden.
In den letzten Jahren hat das Land mehrere Hilfsprogramme aufgelegt.
So fließen dieses Jahr aus dem Schulanlagensanierungsprogramm 71,3 Millionen Euro in die Substanzerhaltung der Schulen.
Weitere 12 Millionen Euro stehen für die 12 Bezirke aus dem Sanitärsanierungsprogramm bereit.
Das ist viel Geld - allerdings würde es 58 Jahre dauern, würde man mit Hilfe beider Programme die 4,9 Milliarden Euro bezahlen wollen.
Die Hermann-Gmeiner-Schule wird derzeit saniert. Vor einigen Jahren sah sie noch wie
eine „Bruchbude“ aus.
Bereits heute werden die Schulplätze knapp und in den nächsten Jahren soll es in der wachsenden Stadt noch mehr Schüler geben.
Dringend braucht es neben der Sanierung vorhandener auch den Bau neuer Schulgebäude.
In der Investitionsplanung sind bereits mehrere neue Schulen vorgesehen.
Um kurzfristig mehr Klassenräume einzurichten zu können, werden modulare Ergänzungsbauten (MEB) errichtet.
In diesem Jahr sind hierfür 59 Millionen Euro eingeplant.
Mit der notwendigen Sanierung der vorhandenen Schulgebäude und den dringend benötigten neuen Bauten haben Berlin und die Bezirke in den nächsten Jahren ein Mammutprogramm zu stemmen.
Was die Anwendung zeigt
Die Anwendung zeigt das Ergebnis des Gebäudescans, also der gemeldete Sanierungsbedarf bei Schulgebäuden (Stand: 30.06.2016).
Die Daten stammen von der
Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, von der sie auch derzeit einer Plausibilitätsprüfung unterzogen werden.
Detaillierte Daten liegen nur aus Lichtenberg vor - diese werden als gemeldeter Bedarf angesehen (und dienen der Senatsverwaltung als Arbeitsgrundlage (daher sind auch alle Angaben ohne Haftung auf Vollständigkeit)).
Die Längen- und Flächenangaben (z.B. Fassadenlänge, Dachfläche) scheinen sehr präzise aus einem anderen IT-System importiert worden zu sein.
Zusammen mit den angenommenen Grundpreisen pro Quadratmeter ergeben sich sehr genaue Teilsummen, die in den Daten aber auf 1.000er gerundet wurden.
Hier ergeben sich minimale Rundungsunterschiede.
Der Sanierungsbedarf der Sporthallen wurde nicht einzeln berechnet, sondern pauschal nach deren Größe bestimmt.
Die Kosten für die Außenanlagen wurden nach Schulhof und Sportplatz getrennt erhoben.
In der vorliegenden Tabelle fehlen allerdings die Spalten für Schulhof, Sportplatz und Sporthallen.
Summiert man alle vorhandenen Spalten auf, so ergeben sich in einigen Zeilen Differenzen.
Diese Differenzen wurden den Sporthallen und Außenanlagen händisch zugeordnet.
Zur Bestimmung der Kosten für die Räume wurde die Bruttogeschossfläche (Fläche aller Etagen des Gebäudes) als Rechnungsgrundlage genommen.
Es befindet sich in den Daten noch eine zweite (nicht weiter genutzte) Berechnung der Kosten auf Grundlage der Nutzfläche ohne Sanitär (also alle Räume ohne Toiletten, ohne Flure und ohne Treppenhaus).
Über den Autor
Thomas Tursics ist seit fünf Jahren Elternsprecher in der Klasse seines Sohnes in einer Lichtenberger Grundschule.
In den schulinternen und bezirklichen Gremien, sowie im Landeselternausschuss vertritt er die Interessen der Eltern.
Seine Freizeit nutzt er, um datengetriebene Civic-Tech-Projekte entstehen zu lassen.
So wie dieses hier.
Weitere Projekte entstehen wöchentlich bei
Code for Germany.