+ Thomas Tursics
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Wo unsere Kinder lernen

Viele Schulen in Berlin sind marode. Wie teuer die Sanierung
wirklich wird, können Sie auf dieser Karte erkunden.

Wie kaputt ist Ihre Schule?

Zum Beispiel: Obersee-Schule, Lichtenberg
()
Berlin
Gebäude:   
Grundstücksfläche m²
Bruttogeschossfläche m²
Nettogeschossfläche m²
Nutzfläche m²
Grundfläche m²
Priorität:
--------------------------------------------
Sanierung abgeschlossen
Fenster EUR
m² á €/m² EUR
Sanierung notwendig
Fassade EUR
m hoch x m Umfang
  ( m² mit Fenster)
  ( m² ohne Fenster)
m² á €/m² EUR
Sanierung notwendig
Dach () EUR
m² á €/m² EUR
Sanierung notwendig
Barrierefreiheit EUR
Aufzug EUR
x Rampe EUR
x Eingang EUR
x barrierefreie Toilette EUR
Türbreiten anpassen EUR
Sanierung Türen notwendig
Zweiter Rettungsweg EUR
Räume EUR
m² á €/m² EUR
Sanierung notwendig
Sanitär EUR
m² Sanitärräume
% im Jahr saniert
noch zu sanieren: m²
Sporthalle EUR
Außenanlagen- EUR
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SUMME EUR
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Vielen Dank für Ihren Einkauf!
Sanieren Sie bald wieder
Noch mehr Informationen erscheinen, wenn sie auf die einzelnen Zeilen klicken.
Quelle: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft. Stand: 30.06.2016 (Rohdaten oder Rohdaten)
Die Toiletten stinken, Wasser tropft von der Decke, der Putz bröckelt von der Wand. Vielen Schulgebäuden sieht man ihren schlechten Zustand bereits von außen an. Bereits vor Jahren kam die Frage auf, wie teuer es wäre, die Schäden bei den Schulen zu beheben. Die erste Auswertung vor vier Jahren bezifferte den Sanierungsstau für alle öffentlichen Schulen in Berlin auf 863 Millionen Euro.
Zwei Jahre später wurde die Zahl auf 1,9 Milliarden Euro erhöht. Und in diesem Sommer wurde die neueste Zahl präsentiert: 4,9 Milliarden Euro braucht Berlin für die Sanierung seiner Schulen. Beim aktuellen Gebäudescan wurde - im Gegensatz zu den vorherigen Erhebungen - ein einheitlicher Fragebogen von den Bezirken ausgefüllt. Mit diesem soll es nun erstmals möglich sein, berlinweit vergleichbare Zahlen für die Schulen zu bekommen.
Sanierungsstau
€4,9 Mrd.
bei Schulen
Der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft liegt für jedes Schul- und Sportgebäude in Berlin detailliertes Zahlenmaterial über dessen baulichen Zustand vor. Aktuell werden die Daten zusammengeführt und so aufbereitet, dass sie auch zwischen den Bezirken vergleichbar sind. Es ist davon auszugehen, dass bei der Präsentation der endgültigen Zahlen noch Unterschiede auftreten werden.

Der Sanierungsstau pro Bezirk

BezirkKosten
Tempelhof-Schöneberg557 Mio. Euro
Steglitz-Zehlendorf457 Mio. Euro
Neukölln452 Mio. Euro
Pankow427 Mio. Euro
Reinickendorf409 Mio. Euro
Charlottenburg-Wilmersdorf368 Mio. Euro
Friedrichshain-Kreuzberg357 Mio. Euro
berufliche Schulen336 Mio. Euro
Mitte334 Mio. Euro
Lichtenberg328 Mio. Euro
Spandau306 Mio. Euro
Marzahn-Hellersdorf298 Mio. Euro
Treptow-Köpenick285 Mio. Euro
Für den baulichen Unterhalt der Schulen sind die einzelnen Bezirke zuständig, bei Berufsschulen hingegen das Land Berlin.
Wie setzen sich die etwa 5 Milliarden Euro zusammen? Anhand der vorläufigen Zahlen aus Lichtenberg (auf der Karte ansehen) wird dies deutlich: In diesem Bezirk wird gut ein Drittel (117 Millionen Euro) zur Sanierung der Räume in den Schulgebäuden benötigt; etwa ein Viertel der Kosten (79 Millionen Euro) fällt für die Sporthallen an.
Etwa 15 Prozent (50 Millionen Euro) müssen in die Schulhöfe und Sportanlagen gesteckt werden, weitere 11 Prozent (38 Millionen Euro) in die Barrierefreiheit. Damit die Inklusion, also die gemeinsame Beschulung aller Schüler mit und ohne Behinderung, klappt, müssen etwa 100 Rampen neu- und etwa ebenso viele Eingangsbereiche umgebaut werden. Dazu kommen diverse Aufzüge und 313 barrierefrei gestaltete Toiletten.

Die teuersten Lichtenberger...

SchulenSporthallenRäumeAußenanlagenToiletten
Die übrigen Bereiche von Fassade, Fenster und Dach bis hin zu den sanitären Einrichtungen tauchen beim Gebäudescan mit Werten zwischen 1 und 4 Prozent auf. Für die Sanierung der Sanitäranlagen sind z.B. nur 6,8 Millionen Euro vorgesehen (2 Prozent). Einer der Gründe ist, dass in den letzten 25 Jahren alle Toilettenbereiche bereits einmal saniert und die Rohre ausgewechselt wurden.

Vor der Einschulung die Eltern noch den Klassenraum renovieren lassen, weil er in desolatem Zustand ist. #ditisBerlin

— Sebastian Fiebrig (@saumselig) 31. August 2016
Mit ein wenig Farbe und dem Engagement der Eltern lässt sich das Problem nicht lösen. Berlin müsste für jeden der 428.550 Schülerinnen und Schüler über 11.000 Euro in die Hand nehmen, um den Sanierungsstau aufzulösen. Hier sind das Land und die Bezirke gefordert. Doch: „nur Lichtenberg gab anteilig mehr für die Schulsanierung aus, als sie an Schulgebäuden besitzen.“
In den letzten Jahren hat das Land mehrere Hilfsprogramme aufgelegt. So fließen dieses Jahr aus dem Schulanlagensanierungsprogramm 71,3 Millionen Euro in die Substanzerhaltung der Schulen. Weitere 12 Millionen Euro stehen für die 12 Bezirke aus dem Sanitärsanierungsprogramm bereit. Das ist viel Geld - allerdings würde es 58 Jahre dauern, würde man mit Hilfe beider Programme die 4,9 Milliarden Euro bezahlen wollen.
Die Hermann-Gmeiner-Schule wird derzeit saniert, September 2016
Die Hermann-Gmeiner-Schule wird derzeit saniert. Vor einigen Jahren sah sie noch wie eine „Bruchbude“ aus.
Bereits heute werden die Schulplätze knapp und in den nächsten Jahren soll es in der wachsenden Stadt noch mehr Schüler geben. Dringend braucht es neben der Sanierung vorhandener auch den Bau neuer Schulgebäude. In der Investitionsplanung sind bereits mehrere neue Schulen vorgesehen. Um kurzfristig mehr Klassenräume einzurichten zu können, werden modulare Ergänzungsbauten (MEB) errichtet. In diesem Jahr sind hierfür 59 Millionen Euro eingeplant.
Mit der notwendigen Sanierung der vorhandenen Schulgebäude und den dringend benötigten neuen Bauten haben Berlin und die Bezirke in den nächsten Jahren ein Mammutprogramm zu stemmen.

Was die Anwendung zeigt

Die Anwendung zeigt das Ergebnis des Gebäudescans, also der gemeldete Sanierungsbedarf bei Schulgebäuden (Stand: 30.06.2016). Die Daten stammen von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, von der sie auch derzeit einer Plausibilitätsprüfung unterzogen werden. Detaillierte Daten liegen nur aus Lichtenberg vor - diese werden als gemeldeter Bedarf angesehen (und dienen der Senatsverwaltung als Arbeitsgrundlage (daher sind auch alle Angaben ohne Haftung auf Vollständigkeit)).
Die Längen- und Flächenangaben (z.B. Fassadenlänge, Dachfläche) scheinen sehr präzise aus einem anderen IT-System importiert worden zu sein. Zusammen mit den angenommenen Grundpreisen pro Quadratmeter ergeben sich sehr genaue Teilsummen, die in den Daten aber auf 1.000er gerundet wurden. Hier ergeben sich minimale Rundungsunterschiede.
Der Sanierungsbedarf der Sporthallen wurde nicht einzeln berechnet, sondern pauschal nach deren Größe bestimmt. Die Kosten für die Außenanlagen wurden nach Schulhof und Sportplatz getrennt erhoben. In der vorliegenden Tabelle fehlen allerdings die Spalten für Schulhof, Sportplatz und Sporthallen. Summiert man alle vorhandenen Spalten auf, so ergeben sich in einigen Zeilen Differenzen. Diese Differenzen wurden den Sporthallen und Außenanlagen händisch zugeordnet.
Zur Bestimmung der Kosten für die Räume wurde die Bruttogeschossfläche (Fläche aller Etagen des Gebäudes) als Rechnungsgrundlage genommen. Es befindet sich in den Daten noch eine zweite (nicht weiter genutzte) Berechnung der Kosten auf Grundlage der Nutzfläche ohne Sanitär (also alle Räume ohne Toiletten, ohne Flure und ohne Treppenhaus).
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Über den Autor

Thomas Tursics ist seit fünf Jahren Elternsprecher in der Klasse seines Sohnes in einer Lichtenberger Grundschule. In den schulinternen und bezirklichen Gremien, sowie im Landeselternausschuss vertritt er die Interessen der Eltern.
Seine Freizeit nutzt er, um datengetriebene Civic-Tech-Projekte entstehen zu lassen. So wie dieses hier. Weitere Projekte entstehen wöchentlich bei Code for Germany.
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Die Rohdaten zu diesem Artikel können Sie hier ansehen oder hier ansehen und herunterladen. Haben Sie eine Anmerkung oder einen Fehler entdeckt, dann freue ich mich über Ihre Mail. Weitere Daten-Projekte finden Sie in dieser Übersicht.
Von Thomas Tursics
Made with + in Berlin, 13.09.2016